Resonanz -                                   die Symphonie des Lebendigen

 

 

                                                                          Die Logik ist zwar unerschütterlich,

aber dem Menschen, der leben will,

ist sie nicht gewachsen.“

 

Franz Kafka

 

Präludium

 

Diese gewichtigen Worte Franz Kafkas, mit denen er seine Erzählung „Der Prozess“ beschließt, dürfen uns betroffen machen. Denn wir ahnen und spüren doch, wie sehr diese Worte uns selbst betreffen, indem sie ein Grunddilemma unseres Lebens und unserer Existenz zur Sprache bringen: Einerseits leitet uns der Wunsch nach einer unerschütterlichen Ordnung, wie sie uns die wissenschaftlich-objektive Logik verspricht – andererseits erleben wir doch, wie sehr Verlusterfahrungen und Widerfahrnisse uns erschüttern und uns den Boden entziehen. Wir erfahren am eigenen Leib, dass wir aufgefordert sind, nach einer anderen Ordnung zu suchen: Nach einer Ordnung, die nicht mehr nur der Logik gehorcht, sondern auf das Leben selbst hören lernt.Einer Ordnung des Lebens also, der wir uns mit den einzigartigen Schatz unseres Lebens anvertrauen können und wollen.

 

Wer aber einer sinnstiftenden Ordnung des Lebendigen näherkommen will, weiß sich der Haltung verpflichtet, sich der lebenstauglichen Kraft des Wachsens aus dem Ursprung zuzuwenden. Denn – in Anlehnung an die Neue Säuglingsforschung – dürfen wir davon ausgehen, dass wir alle im Mutterleib möglicherweise die bedeutsamste Wachstums- und damit Lebenserfahrung gemacht haben, welche die Gewähr dafür bietet, dass wir über die gesamte Lebensspanne überhaupt leben können und auch leben wollen.

 

Das würde bedeuten, dass der Art und Weise, wie wir Menschen im Mutterleib wachsen, eine immense Bedeutung für unser Leben und unser Lebendig-Sein-Können zu kommt. Wir Autoren haben es für unabdingbar notwendig gehalten, nicht einfach gängige Bewertungen aus der Naturwissenschaft zu übernehmen, sondern hier genau nachzuforschen.  

 

 

Das Lebendige – eine Symphonie?

 

„Symphonie“ – das aus dem Griechischen stammt - bedeutet: „Eine reiche Gesamtheit mit gewaltiger Fülle, worin verschiedene Elemente eindrucksvoll zusammenwirken“. Das Lebendige als eine Symphonie zu empfinden, zu verstehen und zu würdigen, lenkt die Aufmerksamkeit auf das symphonische Wirken der beiden bedeutendsten Kulturbildner der Menschheit: Musik und Rhythmus. Analog beschreiben wir „danzo-elementar“ als ein naturnahes Zusammenschwingen und Zusammenwirken von Elementarkräften, welche die Tanzenden revitalisieren, aufrichten und ordnen.

 

Die spezifische „Heilkunst“, die wir im danzo-elementar erlernen, stellt Musik und Rhythmus ins Zentrum von Heilen und Gesundwerden. Diese Musikalisierung des Lebens verstehen wir Autoren demzufolge als die Grundorientierung für unser Leben. Dabei vertrauen wir vor allem auf die tragende und ordnende Kraft von Rhythmus. Doch wie kommen wir darauf?

 

Die Wissenschaft erklärt uns doch unser Leben als ein biologisches, neuro-chemisch-physikalisches, seelisches und soziales Geschehen. Als ein „Etwas“, das in mehrere Bereiche untergliedert – also gleichsam getrennt - und mit unterschiedlichen Sprachen beschrieben wird. Und als ein äußerst anfälliges und verletzliches Gebilde, das bei auftretenden Störungen und Krankheiten von Experten mit unterschiedlichen Kompetenzen „repariert“ und behandelt werden muss.

 

Gern möchten wir Sie auf den Weg unserer 20-jährigen Forschung mitnehmen und vor Ihnen eine Wirklichkeit entfalten, die – sagen wir es so – einige wenige bedeutende Forscher und Philosophen wahrnehmen und theoretisch beschreiben. Wir entfalten diese Wirklichkeit vor

allem aus unserer gelebten leibtherapeutischen Praxis heraus, auf deren Entwicklung und Ergebnisse wir auf dieser Blog-Site aufmerksam machen.

 

 

 

Unser Leben: Risiken Störungen – Krankheiten?

 

Wenn es ums Ganze, also um unser Leben geht, hören wir nicht mehr auf den Pfarrer. Auch haben wir weitgehend verlernt, auf unser Herz zu hören, wenn es darauf ankäme. Ob wir es wollen oder nicht  - naturwissenschaftlich-medizinische Ratschläge und Empfehlungen sowie Ergebnisse von wissenschaftlichen Studien bekommen wir unablässig im Fernsehen, im Internet, in der Zeitung, in Zeitschriften usw. präsentiert.

 

Was ist passiert? Unterschwellig und gleichsam von uns unbemerkt hat die Wissenschaft – und vor allem die Medizin – sich in unser Leben geschlichen und begonnen, Einfluss über Teile unseres täglichen Lebens auszuüben, die zuvor nicht in ihren Zuständigkeitsbereich fielen. Wir können uns nicht erinnern, dass wir dazu befragt wurden und unsere Zustimmung gegeben hätten. Es ist so geworden, ohne dass wir groß darüber nachgedacht hätten.

 

Diese tiefgreifende Veränderung unserer Lebenswirklichkeit wurde dadurch möglich, dass zunehmend nichtmedizinische Probleme neu als medizinische Probleme definiert und behandelt wurden und weiterhin werden, meist gekennzeichnet als Risiken, Störungen und Krankheiten. So sind in den letzten Jahrzehnten viele neue – vor allem psychische „Störungen“ – als Diagnose „aus der Taufe gehoben“ worden, für die es meist auch gleich ein neues Medikament gab und gibt. Auffallend ist, dass infolgedessen in kurzer Zeit viele Menschen unter diesen „Krankheiten“ litten, die es vorher nicht gab und die davor auch niemand in dieser Form „hatte“.

 

Diese Entwicklung wird Medikalisierung im Alltag genannt, bei der die Verantwortung für das eigene Leben – oder das der eigenen Kinder - zunehmend Medizinern – und damit vorrangig Medikamenten – übergeben wird. Dies kann zu einer (Selbst-)Entmündigung der Menschen bei gesundheitlichen Schwankungen, Stimmungseinbrüchen, auftretenden Krisen und bei Beziehungsproblemen führen.

 

Medikalisierung macht auch nicht halt vor den naturgegebenen Erfahrungen von Schwangerschaft und Geburt. Heute wird in der Medizin vom „Risikoraum Mutterleib“ gesprochen. Dies bedeutet, dass Schwangerschaft und Geburt zunehmend dem Deutungs- und Handlungsbereich der Medizin unterstellt und gleichsam wie eine Krankheit behandelt wird. So wird ein existenzielles, naturgegebenes Geschehen – bei dem es von altersher um Leben und Tod geht und das zur Sphäre der Schöpfung gehört - umgedeutet zu einer Risikoerfahrung, die ausschließlich in die Hände der Medizin gelegt werden sollte und dies weitgehend auch wird.

 

Wir dürfen uns fragen, ob wir weiterhin bereit sind, unser Leben zu einem umfassenden Anwendungsbereich von Medikamenten verkümmern zu lassen. Wir dürfen weiter fragen, ob es einen anderen Weg gibt, der uns zeigt, wie wir unser Leben neu verstehen und wieder mehr in die eigenen Hände nehmen können. Dazu möchten wir Sie einladen und auf diesen Weg mitnehmen. 

 

 

 

Annäherung an das Mysterium im Mutterleib

 

 

„Leben könnte heißen, den wichtigsten Schatz bewahren und vermehren, den das Neugeborene mit auf die Welt  gebracht hat:

seine Unbefangenheit, sein Vertrauen, seine Entdeckerfreude, sein Gestaltungswille, seine Lust am Lernen – und damit auch, dass seine Überzeugung, dass alles möglich ist, dass Probleme lösbar sind und dass es möglich ist, immer weiter über sich selbst hinauszuwachsen“.

 

Gerald Hüther, Hirnforscher

 

Welche Botschaft vernehmen wir hier? Neugeborene bringen den wichtigsten „Schatz“ bereits mit auf die Welt: das Vermögen, leben zu können. Was dies bedeutet, darin ist sich der prominente Hirnforscher mit der Neuen Säuglingsforschung einig: Das Neugeborene bringt wirklich die entscheidenden Lebensimpulse mit, die es braucht, um sein neues Leben – in der Sphäre mütterlicher Zuwendung - meistern zu können.

 

Medizin und Entwicklungspsychologie haben sich grundlegend auf den Konsens geeinigt, dass dieses umfassende „Können“ des Neugeborenen angeboren ist. Dieses „angeboren“ sagt allerdings definitiv nichts darüber aus, wie das Ungeborene im Mutterleib einen solchen Schatz erwerben konnte.

 

Es erforderte viele Forschungsjahre - eingebunden in die gelebte Praxis -, bis wir Autoren Antworten gefunden haben, die wir Ihnen nun hier präsentieren können. Die wichtigste Erkenntnis ist diese:

 

§       Das Leben im Mutterleib ist Resonanz und Rhythmus pur.

§       Beides ist unverzichtbare Bedingung für Wachsen.

 

Das Leben im Mutterleib ist weder paradiesisch noch ein Geschehen, das sich durch wissenschaftliche Messungen vollständig erfassen ließe. Herausragende Wissenschaftler, die über die engen Grenzen der Naturwissenschaft hinausgingen, sind er Frage nachgegangen, wie überhaupt neues Leben möglich wird und wie sich Leben und Wachsen im Mutterleib vollziehen.

 

Diese Wissenschaftler  entwickelten eine Alternative zur klassischen Naturwissenschaft und nannten sie: Die Wissenschaft vom Wachsen und Werden.

 

1.    „Die Welt der klassischen Wissenschaften“, so der Molekularbiologe Friedrich Cramer, „ist starr. Sie kann zwar alles erklären, so wie es ist und wie wir es vorfinden, aber wie neues Leben wirklich entsteht, vermag sie nicht zu sagen“. Cramer hat über drei jahrzehntelang das Göttinger Max-Planck-Institut für „Experimentelle Medizin“ geleitet und sich dieser Frage gewidmet.

 

Seine Antwort lautet: Neues Leben wächst in der Sphäre von Resonanz, Klang und Schwingung. Dies nennt er „Symphonie des Lebendigen“. Cramer fasst die basale Erkenntnis seines langen Forscherlebens so zusammen:  „Resonanz verbürgt den Zusammenhang der Welt“ - denn „Leben, Formbildung, Schöpferkraft beruhen auf dem … rhythmischen Zusammenschwingen von unterschiedlichen Resonanzen“. Damit werden neue Verbindungen geschaffen, die neues Wachsen ermöglichen.

 

2.    Rhythmus muss in der gesamten belebten Natur, so formuliert es der psychosomatische Arzt und Forscher, Thure v. Uexküll, als ein „grundlegendes Kommunikationsinstrument lebender Systeme“ verstanden werden, „ohne das Leben nicht möglich ist.

 

Für das Wachsen im Mutterleib ist Dissonanz mit mütterlichen Rhythmen schädigend. Das Ungeborene braucht Konsonanz mit mütterlichen Rhythmen. Wie unverzichtbar und lebensnotwendig rhythmische Übereinstimmungen zwischen embryonalen/ fötalen und mütterlichen Rhythmen sind, erklärt Uexküll im Hinblick auf die lebensbedrohliche Gefährdung des Ungeborenen. Erlebt die Mutter eine hoch belastende oder traumatische Situation, so wird ihr Herzschlag „rasen“. Der Embryo wird versuchen, mit dieser dramatischen rhythmischen Veränderung des mütterlichen Herzschlags eine rhythmische Passung zu finden. Gelingt ihm dies nicht, so kann die Existenz des Kindes gefährdet werden oder zusammenbrechen.

 

3.    Auch die neuere Embryonal-Forschung korrigiert ihre naturwissenschaftliche Haltung, indem sie sich der Suche nach einer Logik des Lebendigen verpflichtet weiß. Der prominente Embryonal-Forscher Erich Blechschmidt postuliert, dass die achtsame Hinwendung zu den Anfängen des Lebens „einer ganz neuen Begegnung der Wissenschaft mit dem Leben entsprechen“ müsse. Er betont, „dass man Wissen über das Leben im Wesentlichen aus den Bewegungen des Lebens gewinnen muss und dass seine Formen immer nur als Moment verstanden werden können“. Blechschmidt spricht dementsprechend von „anmutigen rhythmischen Gestaltungsbewegungen“ des Embryos, die unmittelbar auf den mütterlichen Herzschlag „antworten“. Dies ist für ihn der Ausdruck vollkommener Resonanz und unmittelbarem Wachsen- und Leben-Wollen.

 

Blechschmidt, selbst Arzt, distanziert sich von der naturwissenschaftlichen Leitmedizin, indem er der Auffassung widerspricht,  dass das menschliche Leben gleichsam „nicht-menschlich“ beginnt, indem es ein undefinierter „Zellhaufen“ sei und erst nach Durchlaufen mehrerer Stadien zum Menschen werde. Blechschmidt kommt aufgrund seiner Forschungen zu dem Schluss, dass der Mensch vom unmittelbaren Anfang an unverwechselbar und einzigartig ist und bereits der Mensch, der später einmal einen Namen bekommt. 

 

Als Fazit können wir festhalten: Die Welt hat im 20. Jahrhundert auch Forscher hervorgebracht, die sich vorrangig der Erforschung der Frage widmen, was das Leben von uns will und was es uns an kostbaren Gaben mit auf unseren Lebens-Weg mitgibt. Bedeutend ist:

 

§  Das Leben kann nicht auf Resonanz und Rhythmus verzichten.

§  Dissonanz im Mutterlieb ist schädlich für das Ungeborene. 

§  Es wird immer existenziell, wenn sich das Leben unmittelbar zu Wort meldet.

 

Dies ist für uns die Basis, um unsere Erfahrungen aus langjähriger leiblicher Praxis einzuordnen und damit in Beziehung zu setzen.

 

Doch wie kann ein Kind, das gerade erst dabei ist, zu wachsen und sich zu entfalten, antworten? Mit „feinrhythmischen anmutigen Gestaltungsbewegungen, die sein Wachsen fördern“, so der Embryologe Erich Blechschmidt, „antwortet der Embryo auf diesen mütterlichen Herzschlag“. Er versucht es immer wieder, bis seine sehr feinen Bewegungen synchron werden mit dem mütterlichen Herzschlag. Dieses verbundene Geschehen zwischen dem Herzschlag der Mutter und den synchronen Wachstumsbewegungen des Embryos lässt sich wissenschaftlichen Parametern nicht erfassen. Es ist selbstevident, diesen schöpferischen Akt als einen Tanz wahrzunehmen und zu begreifen.

 

Es ist zu vermuten, dass die Schöpfung es so eingerichtet hat, dass dem Embryo im synchronen Zusammenschwingen mit dem mütterlichen Herzrhythmus die existenzielle Gewissheit, wirklich zu leben, gleichsam „eingepflanzt“ wird. Diese Herzschlagpassung – als das unmittelbare Verbunden-Sein des Embryos mit dem Lebendig-Sein der Mutter – können wir uns als den Ursprung vorstellen: ins Lebendig-Werden hinein zu schwingen und hineinzuwachsen und sich dabei in seiner vollen Leiblichkeit und Körperlichkeit zu entfalten. Es liegt auf der Hand, dass dieser Tanz die Urgewissheit einpflanzt, dass Leben vor allem in Konsonanz -  im verbundenen feinen rhythmischen Miteinander - möglich wird und gelingt.

 

 

 

 

 Das Leben beginnt als Tanz

 

 

 

 

 

 

 

 

 

„Was einmal wirklich leibhaftig

gelebt und erlebt wurde, bleibt

im eigenen Leben ewig möglich“. 

 

 

 

 

Dem Wachsen im Mutterleib ist - wie wir erfahren haben -  eine grundlegende Ordnung des Lebendigen zu eigen: Diese folgt keiner Theorie, sondern den „Bewegungen des Lebens“, die sich als ein Wirken und Antworten, als ein resonantes und konsonantes Wachsen entfalten.

 

Wenn wir ein Neugeborenes erleben, sind wir berührt, voller Ehrfurcht und Staunen. Wir dürfen uns vergegenwärtigen, dass es die Ehrfurcht vor der Schöpfung ist, die sich im Mutterleib vollzieht. Hier zeigt uns die Schöpfung, was sie vollbringt, wenn sie ein neues Leben „ungestört“ entfaltet und zur Welt bringt.

 

Auf der Basis der Forschungen, die wir Ihnen in Kürze vorgestellt haben, darf eine Erkenntnis sehr deutlich bei uns greifen:

 

§  Während sich die Mutter auf die Rhythmen des neuen Lebens in ihr einstellt, spürt auch der Embryo bereits den Pulsschlag ihres Lebens.

 

§  Die Entwicklung und Entfaltung des Ungeborenen im Mutterleib gelingt vor allem auf der Basis von unterschiedlichen, sehr fein schwingenden Rhythmen, die sich zu einer synchronen Passung zusammenschwingen.

§  In Anlehnung an die Neue Säuglingsforschung sprechen wir hier von einem „Tanz zwischen Mutter und Kind“.

§  Leben-Können wird als Konsonanz im verbundenen rhythmischen Miteinander möglich.

§  Getrennt-Sein in Dissonanz ist für das Wachsen lebensschädigend. 

 

 

Dies ist die Kernaussage der Ordnung des Lebendigen. Nach dieser Ordnung können wir Autoren das Wachsen des Embryos als ein Resonanz- und Konsonanz-Wachsen verstehen. Wir sprechen davon, dass die schöpferische Natur es so eingerichtet hat, dass der Embryo, indem er der Mutter „am“ Herzen liegt, ihren Herzschlag laut und rhythmisch pulsierend wahrnimmt. Es scheint uns einleuchtend, dass dies für den Embryo das pure Leben bedeutet. Mit anderen Worten: Das Leben teilt sich von Anfang an als rhythmisch pulsierend mit. Der Lebenssinn dieses Embryos scheint nun vor allem darin zu bestehen, dass er auf diesen rhythmisch pulsierenden Herzschlag der Mutter antwortet.

 

 

 

 

Resonantes Beziehung-Lernen gelingt als Tanz

 

 

„Beide Partner kennen die Schritte und die Musik

in- und auswendig und können sich daher exakt

im Einklang miteinander bewegen“.

 

                                                                                         Daniel N. Stern

 

 

Daniel Stern ist Wissenschaftler, genauer gesagt, er ist der weltweit bedeutendste Säuglingsforscher, dessen Bücher in 25 Sprachen übersetzt wurden. Stern hat sein Leben der Frage gewidmet, was Säuglinge erleben und fühlen und wie sie lernen, in Beziehungen zu leben. Allein schon mit dieser Frage hat er alle bis dahin existierenden theoretischen „Konstrukte“ über Säuglinge, die erdacht wurden, aber wenig mit wirklich gelebtem Leben zu tun haben, auf den Kopf gestellt. Stern hat den  Begriff des „Tanzes zwischen Mutter und Kind“ geprägt. Der „Tanz zwischen Mutter und Kind“ setzt sich nach der Geburt fort. Er bereitet pränatal alles vor, was man postnatal als „angeboren“ kennzeichnet

 

Um zu Forschungsergebnissen zu kommen, filmte Daniel Stern zum Beispiel jahrzehntelang Szenen zwischen Mutter und Kind. Diese schaute er mit seinen Mitarbeitern in Zeitlupe an. Vor den Forschern tat sich eine neue Welt auf, die sie mit Staunen und Demut versuchten wahrzunehmen. Es war eine „Symphonie“ lebendiger Töne und feiner oder auch vitaler Rhythmen, zwischen den Partnern mit vitaler Mimik, vielfältigen Gesten, von staunendem Lächeln zum wonnigem Strahlen – ein Berühren, ein Wiegen, ein gemeinsames Schwingen -   in einem Dialog gelebt, der von Resonanz und Konsonanz getragen war. Die Forscher erlebten viele gelingende Beziehungssituationen und immer neue Anläufe – vor allem von Seiten des Säuglings -, wenn die Situation nicht gleich gelang. 

 

Mit besonderen Filmtechniken konnten sich auch andere Säuglingsforscher für das Vermögen von Neugeborenen sensibilisieren, dass diese sich synchron zu Sprachmelodie und Sprachrhythmus der Mutter bewegen. Hier kommt die lange Zeit des „Übens“ im rhythmischen Passungfinden im Mutterleib zum Tragen. Das Forscherpaar Marshall und Phyllis Klaus schreibt begeistert: „Der Körper eines Neugeborenen bewegt sich fast unmerklich im Rhythmus de Sprechmelodie seiner Mutter und führt zu ihren Worten eine Art Tanz aus. Die Bewegungen dieses Tanzes sind allerdings oft kaum wahrnehmbar, vielleicht zieht das Baby nur eine Augenbraue hoch, streckt den Fuß oder hebt den Arm. Jede Silbe kann eine neue Resonanz beim Neugeborenen auslösen. Das Kind moduliert den Redefluss mit feinen rhythmischen und synchronen Gestaltungsbewegungen und antwortet sogar auf Pausen oder Veränderungen in der Stimme“.

 

Daniel N. Stern betont, dass es „eine kluge Einrichtung der Natur“ sei, dass Kleinkinder die symbolische Sprache erst nach etwa 18 Monaten lernen. So lernen sie, sich am Klang der Stimmen – warm oder kalt – und am Rhythmus und der Melodie der Sprache zu orientieren. So könnten Säuglinge genau zwischen zugewandtem, abgewandtem und gleichgültigem Verhalten unterscheiden – und – im besten Fall – lernen, damit umzugehen. Lt. Stern hätten Säuglinge so genügend Zeit, „reine Nähe und Resonanz“ zu lernen und zu spüren, worauf es in Beziehungen ankommt, ohne von schwierigen Worten und deren Bedeutung verwirrt oder abgelenkt zu werden.

 

               Laut Daniel Stern bildet der "Tanz zwischen Mutter und Kind" die Matrix

             und die Folie für das spätere Wachstum des Säuglings wie auch darüber                hinaus für unser weiteres, lebenslanges Wachstum.

 

Nach den ersten sechs Monaten“, Daniel Stern, „meistert das Baby fast alle ‚Schritte’ im Tanz der sozialen Interaktion“. Diese so entstehenden Choreographien, so Stern, „dienen als Prototyp für alle späteren Beziehungen“. Wir können also sagen, dass zwischenleibliche Choreographien der frühen Jahre bereits im Mutterleib als pränatale leibliche Vorgestalten (ein)gebildet werden. Erst aufgrund dieser ursprünglichen „Naturgabe“ (Kant), kann der vorgeburtliche Fundus lebenslang Entfaltung finden.

 

 

 

 

Danzo-elementar ist ein anknüpfendes Medium

 

Danzo-elementar verstehen wir als ein Anknüpfen an die leibliche Muttersprache von uns Menschen, bevor wir sprechen lernen. Diese Muttersprache nennen wir – in Anlehnung an die Neue Säuglingsforschung – den „Tanz zwischen Mutter und Kind“. Eine Muttersprache, die von der Neuen Säuglingsforschung als grundlegende implizite Beziehungssprache verstanden wird, die eine herausragende Bedeutung hat für unser ganzes Leben.

 

Was verbindet danzo-elementar mit dem „Tanz zwischen Mutter und Kind“?

 

§        Im Zentrum von danzo-elementar steht ein gemeinsames Feinschwingen und Passungfinden, das wir als Resonanzschwingen verstehen. Das bedeutet: Alle Tanzenden befinden sich zeitgleich – getragen vom gemeinsamen Rhythmus – in einer intensivierten Resonanzoffenheit, die sie im Geben und Nehmen der Hände empfangen und weitergeben. 

 

§        Dabei stellen sich elementare Empfindungen ein: Sich gehalten, getragen und geborgen fühlen, sich mit den anderen tief verbunden und dazugehörig erleben. Alle Tanzenden wissen und spüren, dass sie einander ebenbürtig sind und dass jede und jeder dazu beiträgt, dass dies gelingt.

 

§        Dies sind die elementaren Erfahrungen menschlichen Seins, die sich im Mutterleib ausbilden und entfalten. Sie werden im Schwingungs-Leib-Gedächtnis „gespeichert“ und z.B. im Wiegen mit dem Baby unmittelbar erlebt. Im späteren Leben können sie in dieser Intensität im gemeinsamen Schwingen und resonanten Passung-Finden – im danzo-elementar - revitalisiert werden.

 

§       Menschen, die den Boden, der sie trägt, dauerhaft nicht mehr spüren oder denen der Boden plötzlich wegbricht, sind von diesen einbettenden Spür- und Resonanzweisen abgeschnitten. Im danzo-elementar können sie sich wieder damit verbinden. Warum ist dies so? Das Sich-spüren-Können drückt sich am Boden aus. An dem, wie ich den Boden spüre, kann ich nachvollziehen, wie ich mich spüren kann.

 

 

§        Im Resonanz-Schwingen lernen die Tanzenden, sich besser zu spüren, ihre Gefühle intensiver wahrzunehmen und zu unterscheiden und einen bejahenderen Umgang mit ihrem Leben zu finden. Jeder Tanzende bildet – indem er/sie immer wieder danzo-elementar praktiziert – mit der Zeit seinen eigenen Genesungsstil aus. Dabei entstehen persönliche 

      Gesundungswege, die von dem Erleben begleitet werden, das eigene Leben wieder in die eigenen Hände nehmen zu können.